Im Mittelmeer gilt er als der entspannte Plauderkanal für Freizeitkapitäne: Kanal 77.
Man fragt, wo die anderen gerade segeln, ob das Bier noch kalt ist und ob man sich gleich in der nächsten Bucht trifft.
Am Bodensee dagegen? Dringlichkeits- und Notverkehr!
Wer hier mit „Bier kalt?“ reinruft, stört unter Umständen einen laufenden Rettungseinsatz.
Willkommen im wohl kuriosesten Funk-Kosmos Mitteleuropas.
Der Bodensee gehört zu Deutschland, Österreich und der Schweiz – und alle drei Staaten haben sich auf eine gemeinsame
fernmelderechtliche Vereinbarung
geeinigt.
Ergebnis: Die Kanalbelegung wurde so angepasst, dass sie allen Beteiligten gerecht wird – mit teils überraschenden Folgen.
Kanäle, die auf offener See für Routine genutzt werden, sind hier für Notfälle reserviert.
Wer aus dem Urlaub am Atlantik oder Mittelmeer kommt, ist an Routineverkehr auf Kanal 77 gewöhnt.
Doch am Bodensee gilt: 77 ist ausschließlich für Not- und Dringlichkeitsverkehr.
Ein „lockeres Durchfunken“ kann hier schnell unangenehm werden – rechtlich und zwischenmenschlich.
International ist Kanal 16 der „heilige“ Notrufkanal – hier meldet man Seenot, hier hört die Küstenwache zu.
Am Bodensee dagegen dient er nur der allgemeinen Anrufaufnahme.
Den eigentlichen Notruf setzt man hier auf Kanal 77 ab.
Klingt kompliziert? Ist es auch – und das weiß jeder, der schon mal beide Reviere befunkt hat.
Naheliegend wäre auf einem Binnengewässer eigentlich der UBI-Anrufkanal „Schiff-Schiff“ Nummer 10.
Warum man hier stattdessen die internationale 16 einsetzt, ist eine der kleinen Funk-Logiken,
die wohl nur den Verfassern der Bodensee-Vereinbarung ganz klar ist.
Nein, auch dieser Kanal hat am Bodensee eine besondere Rolle:
Ursprünglich für Hubschrauber-Koordination bei Seenot gedacht,
wird er hier teilweise bei Regatten oder Veranstaltungen genutzt – in Absprache mit der Schifffahrtspolizei.
Das hängt nicht vom Gewässer ab, sondern vom Funkgerät an Bord:
Die Idee hinter der Regelung ist nachvollziehbar:
drei Länder, ein See, einheitliche Funkordnung – das rettet im Ernstfall Leben.
Aber mal ehrlich: Der Wechsel von „Bierkanal“ zu „Notrufkanal“ ist eine dieser bürokratischen Glanzleistungen,
bei denen sich Außenstehende fragen: Wer denkt sich sowas aus?
Vielleicht wäre eine weltweit einheitliche Lösung einfacher –
aber bis dahin bleibt der Bodensee das Funkgebiet, in dem man mit einem Satz sowohl zum Sundowner
als auch zum Seenotalarm einlädt.
Das amtliche UKW-Sprechfunkzeugnis für Binnengewässer. Pflicht für Funkbetrieb auf Flüssen und Kanälen.
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